29.07.‘24
HI FOLKS!
Sakra, diese Saison hat es wettertechnisch echt in sich: Entweder es schwimmt einem das komplette Inventar weg oder der Stern brät einem die Birne weich. COME TOGETHER hat am Samstag beim Open Air in Humprechtshausen das Tief der Eröffnungsfeier der olympischen Spiele abgekriegt. Ebenfalls in olympischen Ausmaßen. Was da runtergekommen ist, hatte in Sachen Wasser allen Respekt verdient, auch die Bühne wurde trotz aller Überdachung nicht verschont und auch backstage stand uns das Wasser in den Turnschuhen. Unsere Leute sind aber trotzdem dageblieben. Ein bisschen so wie damals in Woodstock bestand das Publikum aus echten Rock’n’Roll Helden. War klasse, echt! Einziger und ziemlich umfangreicher Wermutstropfen lief in dem Zelt direkt neben der Bühne. Da gab’s bei Ultralautstärke Computersignale vom Ballermann. Im Trockenen und während die Band spielte. Mir geht es nicht so ganz in den Schädel, warum man das in der Form durchzieht, mit einem entweder-oder wäre beiden Seiten sicherlich mehr geholfen und „Stairway To Heaven“ ist halt nur dann ein guter Song, wenn man ihn auch hört. Die Malleparty hat Led Zep aber mit der Mutter von Nicki Lauda den Garaus gemacht. Grauenhaftes Zeug für den alternden Rocker, aber naja... The sad signs of the times… Das Open Air in Humprechtshausen ist aber ansonsten echt richtig gut aufgezogen, sehr starke organisatorische Leistung und echt ein geiles Ding!
BILD1
Am Sonntag gab’s dann mal eine Begegung der dritten Art, eine echt seltsame Sache: Wir haben nach ganz wenig Schlaf mit DROPTUNE im Staffelsteiner Hof zum Altstadtfest gespielt. Wie das Umzugsfirmen so machen, stellen Getränke- und Speisenlieferanten, überhaupt Zulieferer aller Art und eben auch Musiker ihre Fahrzeuge zum Ein- oder Ausladen in der Nähe ihrer Wirkungsstätten ab. Man kann das Zeug ja nicht auf die Bühnen draufplaudern, das muss da nach wie vor hin- und danach auch wieder weggetragen werden. Man hat es dort nicht allzu weit, von der Strasse zur Bühne ungefähr fünf Meter Luftlinie. Eigentlich ein Segen, wenn man zwei Stunden aufbaut und dann nach fünf Stunden Spielzeit noch zwei Stunden abbaut. Auch kann man in diesen unsicheren Zeiten froh sein, wenn sich ab und an die Polizei bei VAs mal umschaut. Ich sehe das jedenfalls so, ich hab echt Achtung für die Leute, die in dem Job arbeiten und da oft genug den Kopf hinhalten müssen. Am Sonntag war’s ein bisschen anders:
Innerhalb unserer fünf Meter Luftlinie hielt ein Polizeiwagen, der Beamte schaltete keine vier Meter von uns weg Blaulicht und Sirene ein, holte ein Metermaß raus, maß den Abstand zwischen anderen parkenden Fahreugen und pfiff uns erstmal ordentlich zusammen mit den Worten „DIE HAUPTSACHE IST, IHR AMÜSIERT EUCH UND HABT EUREN SPASS!! WENN HIER EIN KRANKENWAGEN DURCH MUSS, STERBEN MENSCHEN!!“ Starke Ansage. Also, mir und nicht nur mir ist erstmal der Unterkiefer runtergeklappt. Seit über vierzig Jahren stell ich jetzt Fahrzeuge an Bühnen oder deren Nähe ab. Es gab in meinen über vierzig Jahren immer eine gute Zusammenarbeit zwischen Bands, PA- Firmen, Security, Sanitätern, Feuerwehren, Polizisten und eben allen Institutionen, die bei und an Veranstaltungen arbeiten. Bisher hatte ich immer das Gefühl, wir säßen in einem Boot. Man lernt aber eben nie aus: Daß ich mich bei meinen manchmal sechzehn Stunden Arbeit ausschließlich nur amüsiere, ist mir neu. Es sei jeder, der das so naiv sieht, zu einem kompletten Wochenende in der Branche eingeladen. Auch klar, wo viele Leute zugange sind, eckt man auch mal an, das gehört dazu. Aber dass ich Menschenleben gefährde, wurde mir so auch noch nicht gesagt. Das war im Blaulicht mit Sirene schon ne starke Anschuldigung. Ich meine, was sollen wir denn machen? Nix mehr ausladen? Die einzige Alternative wäre, jeden Zulieferbetrieb bei Festen aller Art in Zukunft zu untersagen. Damit findet dann eben auch kein Fest mehr statt, aus, fertig. Ich mach den Job nicht seit gestern und auch wenn wir Musiker sind, heißt das nicht, daß wir komplett blöde sind. Mein Auto ist in einem Notfall jedenfalls schneller weggefahren, als es hingestellt wurde und wegen meinem Schlagzeug wird hoffentlich auch in Zukunft niemand sein Leben lassen müssen. Abgesehen von dieser seltsamen Episode an dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an die Sanis, die Securities, sämtliche freiwilligen Helfer und last not least an die Polizisten, die in ihrem Job weiß Gott oft genug ne dicke Haut brauchen. Leben und leben lassen, dann läuft das alles eigentlich easy. Und danke noch an ein äußerst frenetisches Publikum im Staffelsteiner Hof!
Wir sehen uns im nächsten Jahr!
Bis denne
Steff